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Bauerwartungsland

Bauerwartungsland bezeichnet Grundstücke, die noch nicht als Bauland ausgewiesen sind, aber nach Einschätzung der Gemeinde oder Stadtplanung in Zukunft bebaut werden könnten. Es handelt sich meist um Flächen im Außenbereich, die in einem Flächennutzungsplan als potenzielle Bauflächen vorgesehen sind, aber noch nicht erschlossen wurden.

Typische Merkmale von Bauerwartungsland:

  • Es liegt nahe bestehender Bebauung oder Infrastruktur.
  • Es ist nicht erschlossen, d. h. es fehlen Anschlüsse für Strom, Wasser, Abwasser etc.
  • Es gibt keine Baugenehmigung, da die Fläche rechtlich noch nicht als Bauland gilt.
  • Die Umwidmung in Bauland ist möglich, aber nicht garantiert.

Abgrenzung zu anderen Grundstücksarten

Um Bauerwartungsland besser einordnen zu können, lohnt sich ein Blick auf verwandte Begriffe:

  • Bauland: vollständig erschlossen, rechtlich zur Bebauung freigegeben.
  • Rohbauland: für Bebauung vorgesehen, aber noch nicht erschlossen.
  • Ackerland: landwirtschaftlich nutzbar, keine Bebauung vorgesehen.
  • Bauerwartungsland: Zwischenstufe mit potenzieller Bebauungsperspektive.

Bewertung und Preisentwicklung

Der Wert von Bauerwartungsland liegt zwischen Ackerland und Bauland. In der Regel beträgt der Preis 30–60 % des Baulandwertes, abhängig von Lage, Infrastruktur und städtebaulicher Entwicklung

Die Bewertung erfolgt meist über das Vergleichswertverfahren, bei dem ähnliche Grundstücke in der Umgebung herangezogen werden. Dabei spielen folgende Faktoren eine Rolle:

  • Lage und Größe
  • Nähe zu erschlossenen Gebieten
  • Eintrag im Flächennutzungsplan
  • Wahrscheinlichkeit der Umwidmung
  • Bodenrichtwert der Region

Chancen beim Kauf von Bauerwartungsland

Der Erwerb von Bauerwartungsland kann sich lohnen, wenn du langfristig denkst und bereit bist, Risiken einzugehen. Mögliche Vorteile:

  • Günstiger Einstiegspreis im Vergleich zu Bauland
  • Wertsteigerungspotenzial bei späterer Umwidmung
  • Spekulationsmöglichkeit für Investoren
  • Strategische Grundstückssicherung in Wachstumsregionen

Risiken und Unsicherheiten

Trotz der Chancen solltest du die Risiken nicht unterschätzen:

  • Keine Garantie auf Umwidmung: Die Gemeinde entscheidet über die Entwicklung.
  • Keine Baugenehmigung: Du kannst nicht einfach losbauen.
  • Hohe Erschließungskosten: Diese können mehrere Tausend Euro betragen.
  • Steuerliche Belastung: Du zahlst Grundsteuer, auch wenn du nicht bauen darfst.
  • Finanzierungsprobleme: Banken vergeben selten Kredite für Bauerwartungsland.

Finanzierung: Eigenkapital statt Fremdkapital

Die Finanzierung von Bauerwartungsland ist eine Herausforderung. Da keine Baugenehmigung vorliegt und die Erschließung unsicher ist, akzeptieren Banken das Grundstück meist nicht als Sicherheit. Das bedeutet:

  • Du musst den Kauf aus Eigenmitteln finanzieren.
  • Alternativ kannst du andere Sicherheiten anbieten, z. B. eine bereits vorhandene Immobilie.
  • Förderprogramme greifen in der Regel nicht, da sie auf baureife Grundstücke abzielen.

Für institutionelle Investoren oder Projektentwickler ist das weniger problematisch, da sie über ausreichend Kapital verfügen. Für Privatpersonen ist der Kauf von Bauerwartungsland hingegen oft nicht realistisch finanzierbar.

Steuerliche Aspekte

Beim Kauf von Bauerwartungsland fallen folgende Steuern an:

  • Grunderwerbsteuer: Einmalig beim Kauf, je nach Bundesland zwischen 3,5 % und 6,5 % des Kaufpreises.
  • Grundsteuer B: Jährlich zu zahlen, auch für unbebaute Grundstücke.

Wichtig: Die Steuerpflicht besteht unabhängig davon, ob du tatsächlich bauen darfst. Das kann zu laufenden Kosten führen, ohne dass du einen Nutzen aus dem Grundstück ziehst.

Umwandlung in Bauland: Der Weg zur Bebauung

Wenn du Bauerwartungsland besitzt und es in Bauland umwandeln möchtest, musst du einen Antrag bei der Gemeinde stellen. Der Prozess umfasst:

  1. Prüfung des Flächennutzungsplans: Ist die Fläche als Baufläche vorgesehen?
  2. Antrag auf Bebauungsplanänderung: Du musst die geplante Nutzung darlegen.
  3. Erschließung: Die Gemeinde organisiert den Anschluss an Infrastruktur.
  4. Baugenehmigung: Erst nach erfolgreicher Umwidmung und Erschließung möglich.

Dieser Prozess kann mehrere Jahre dauern und ist nicht garantiert. Die Gemeinde kann den Antrag ablehnen oder die Planung ändern.

Für wen eignet sich Bauerwartungsland?

Bauerwartungsland ist vor allem für:

  • Kapitalanleger mit langfristiger Strategie
  • Projektentwickler, die Flächen bündeln und erschließen
  • Spekulative Investoren, die auf Wertsteigerung setzen

Für dich als Privatperson ist Bauerwartungsland nur dann sinnvoll, wenn du:

  • über ausreichend Eigenkapital verfügst
  • bereit bist, lange auf eine mögliche Bebauung zu warten
  • die Risiken bewusst eingehst

Fazit: Bauerwartungsland mit Bedacht wählen

Bauerwartungsland kann eine interessante Investition sein – aber nur unter bestimmten Voraussetzungen. Du solltest dich intensiv mit der rechtlichen Lage, der kommunalen Planung und den finanziellen Risiken auseinandersetzen. Eine solide Beratung durch Experten, z. B. Immobilienmakler oder Finanzierungsvermittler, ist dabei unerlässlich.

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