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Familie plant ihr Haus mit der Unterstützung eines Architekten.

Veröffentlicht am 13.09.23 von Redaktion

Bauen

Was ist ein Architektenhaus & was kostet es?

Mit einem Architektenhaus könnt ihr all eure Wünsche individuell umsetzen und habt während der gesamten Bauphase eine fachkundige Baubegleitung an eurer Seite. Doch es gibt auch einige Nachteile, wenn ihr euer Traumhaus von einem Architekten planen und umsetzen lasst. In folgendem Artikel geben wir euch einen Überblick über Vorteile und Nachteile im Vergleich zu einem Fertighaus und nennen auch die Kosten.

Was heißt Architektenhaus?

Beim Thema Hausbau haben sich die Begriffe Architektenhaus und schlüsselfertiges Haus oder auch Fertighaus als die zwei Hauptvarianten etabliert. Jeder Bauherr steht bereits früh vor der Entscheidung, ob man das Haus nach einem vorgefertigten Bauplan errichten lassen möchte oder ob man seine Ideen und Wünsche einbringt und ein Architektenhaus als Unikat baut.

Bei einem Architektenhaus beauftragt ihr den Architekten eurer Wahl, eure Ideen und Vorstellungen für euer Haus zu realisieren. Der Architekt betreut euch dabei von der Planung über die Vorbereitung der Baugenehmigung bis hin zur Bauüberwachung.

Entscheidet ihr euch für ein Fertighaus, habt ihr zwar weniger Gestaltungsspielraum, ihr bekommt euer Traumhaus dafür aber auch deutlich günstiger.

Übrigens: Auch ein Fertighaus wurde von einem Architekten geplant. Nur ist dieser bei der Baufirma angestellt und wird nicht von einem einzelnen Bauherren beauftragt. Insofern ist die Begrifflichkeit Architektenhaus vielleicht etwas irreführend. Individualhaus oder Unikat-Haus würde es inhaltlich besser treffen.

Welche Vorteile hat ein Architektenhaus?

Damit ihr euch besser Entscheiden könnt, welche Hausbauvariante für euch in Frage kommt, nennen wir euch Vor- und Nachteile eines Architektenhaus gegenüber einem Fertighaus.

1. Individuelle Gestaltung

Ein Architektenhaus richtet sich primär nach euren individuellen Wünschen und den Bedürfnissen eurer Familie. Als Bauherr bestimmt ihr, welche Größe und welchen Stil das Gebäude haben soll, wie die Räume aufgeteilt sind, welche Materialien verbaut werden, wie Bad und Küche ausgestattet sind, welche Art der Haustechnik integriert wird und wie die Grünanlagen gestaltet werden.

Der Architekt hat den Auftrag, egal welchen Wunsch eurerseits zu realisieren oder – wenn es gute Gründe gibt – lieber abzuraten. Auch etwas eigenwillige Ideen könnt ihr mit einem Architekten besprechen. Ein Pool im Wohnzimmer? Die Küche im ersten Stock? Das Ergebnis ist immer ein Haus, das es kein zweites Mal gibt – ein echtes Unikat.

Bei einem Fertighaus ist das Grundgerüst bereits festgelegt. Ihr habt bei den meisten Anbietern jedoch die Möglichkeit, eigene Vorstellungen mit einzubringen und den Bauplan etwas zu individualisieren. Doch solltet ihr beachten, dass jede Änderung häufig zu Extrakosten führt.

2. Haustechnik flexibel planbar

Bei Fertighäusern ist nicht nur der Bauplan vorgefertigt, in der Regel haben die Häuser auch standardisierte Strom- und Wasseranschlüsse. Auch die Position der Heizkörper und das verwendete Heizsystem sind festgelegt.

Bei einem Architektenhaus könnt ihr die Haustechnik viel flexibler planen. Gemeinsam mit eurem Architekten könnt ihr eine Fußbodenheizung, einen integrierten Kamin, eine Sauna oder eine Photovoltaikanlage gleich in der Planungsphase mitdenken. Auch die Positionierung der Steckdosen sowie eine komplette Automatisierung durch eine Smart-Home-Technik oder eine Anpassung der Dachneigung, um die Solarstromgewinnung effektiver zu machen ist möglich. Ein guter Architekt hat beim Hausbau auch die Kosten im Blick und plant so, dass integrierte Energie- und CO2-Sparmaßnahmen förderfähig sind.

3. Vielfältige Zukunftsoptionen

In der Phase der Hausplanung richten sich die Ansprüche an das Gebäude in der Regel an die Ist-Situation eures Alltags. Ihr braucht ein Wohn- und Essbereich, eine Küche, ein Bad sowie vielleicht zwei oder drei Kinderzimmer und eine Garage. Aber wie sehen eure Ansprüche in 20 Jahren aus? Ein Architektenhaus bietet vielfältige Möglichkeiten, euer Haus an die neuen Ansprüche anzupassen.

Macht euch gemeinsam mit dem Architekten Gedanken: Benötigen eure Kinder später ein eigenes Bad oder möchten einen separaten Eingang? Ist es absehbar, dass ein pflegebedürftiger Elternteil einmal bei euch einzieht? Auch der spätere Einzug einer Pflegerin kann, so Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherrn e.V., schon in dieser Phase des Lebens mit eingeplant werden.

Das ihr diese Optionen in die Planungsphase miteinbezieht bedeutet nicht zwangsläufig, dass ihr das Haus jetzt schon in dieser Weise baut. Ihr könnt aber beispielsweise die Wasser- und Stromanschlüsse und den Grundriss so planen, dass die Voraussetzungen für einen späteren Umbau oder eine Teilung des Hauses existieren.

4. Berücksichtigung des Bauplatzes

Plant ihr euer Haus nicht in einem erschlossenen Neubaugebiet, sondern auf einem Einzelgrundstück, beispielsweise einer Baulücke, kann der Architekt für euch vor Ort prüfen, ob euer Bauvorhaben zum vorhandenen Grundstück passt. Handelt es sich zum Beispiel um eine Hanglage, berücksichtigt er diese Gegebenheit schon bei der Planung.

5. Fachkundige Baubegleitung

Eva Reinhold-Postina macht auf einen weiteren und sehr wichtigen Vorteil aufmerksam: Bei dem Bau eines Architektenhauses werdet ihr vom Architekten individuell begleitet. Der Architekt ist auf der Baustelle regelmäßig präsent und ist Ansprechpartner für Baufirmen, Handwerker und für euch als Bauherren.

Die Bauaufsicht ist eine Leistung, die nach der Honorarordnung für Architekten (HOAI) bezahlt wird und bei einem schlüsselfertigen Haus schon im Paketpreis enthalten ist. Im Gegensatz zum schlüsselfertigen Haus, wo natürlich auch die Bauleitung erledigt wird, arbeitet der freie Architekt aber ausschließlich im Auftrag von und für euch als Bauherren.

Sollte dem Bauherren eines Fertighauses genau dieser unabhängige Sachverstand fehlen, könne er sich an den Verband Privater Bauherren e.V. wenden, so die Berliner Diplom-Ingenieurin. Denn dieser sei genau aus diesem Grund gegründet worden: um Bauherren, die meist nicht vom Fach sind und ohne Architekten bauen, auf Stundenbasis als Experte mit gutem Rat zur Seite zu stehen.

Welche Nachteile bringt ein Architektenhaus?

Ein Architektenhaus bringt natürlich nicht nur Vorteile. Die Nachteile eines Architektenhauses nennen wir euch jetzt.

1. Eine aufwändigere Planungsphase

Der Bau eines Architektenhauses ist aufwändiger als der Bau eines schlüsselfertigen Objektes. Die Planung beginnt ganz von vorne. Auch für den Bauherren ist der Zeitaufwand höher.

Es kommt zu Besichtigungsterminen vor Ort, eine Reihe von Terminen, um Entscheidungen zu Baustil, Haustechnik und Materialien zu treffen und eine umfangreiche E-Mail-Korrespondenz. Ob das ein Nachteil ist, ist allerdings eine Typ-Frage.

Die Diplom-Ingenieurin Eva Reinhold-Postina gibt zu bedenken, dass es hier in der Regel um die größte Investition des Lebens geht. Da sollte es doch eher ein Vorteil sein, wenn man bei allem mitreden kann und seine Zeit investiert – und am Ende ein Haus bekommt, das wirklich den persönlichen Vorstellungen entspricht.

2. Längere Bauphase

Nicht nur die Planungsphase, sondern auch der Bau dauert deutlich länger. Während Fertighäuser in acht Wochen bezugsfertig sein können, solltet ihr bei einem Architektenhaus eher mit einem halben Jahr rechnen. Je ungewöhnlicher euer Objekt, desto schwerer wird es für den Architekten, den Einzugstermin genau zu kalkulieren. Wenn besondere Baumaterialien bestellt werden müssen oder nur ein ganz bestimmter Handwerker einen speziellen Auftrag ausführen kann, zieht das die Bauphase in die Länge.

Bei einem Fertighaus kann euch der Bauträger sehr genau sagen, wann ihr die Umzugskartons packen könnt. Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass er euer Haus errichtet.

3. Mühsame Genehmigung

Auch ein Architektenhaus muss sich an die geltenden Bebauungspläne und andere gesetzliche Rahmenbedingungen halten. Das führt zu Einschränkungen in der Umsetzung individueller Ideen und kann auch die Genehmigung des Bauantrags mühsamer machen. Lest dazu auch Baugenehmigung: 10 Tipps für den erfolgreichen Bauantrag.

4. Kosten sind für ein Architektenhaus deutlich höher

Durch die individuelle Planung, technische Sonderwünsche sowie zusätzliche Gebühren für Abnahme und Genehmigungen, sind die Kosten für ein Architektenhaus höher als für ein Fertighaus.

Bauherren können dann beim Hausbau Geld sparen, in dem Sie beispielsweise auf eine teure Extraausstattung verzichten. Wie ihr den Hausbau günstiger gestaltet, lest ihr in unseren Tipps, um beim Hausbau zu sparen.

Ihr solltet gemeinsam mit dem Architekten eine gute Balance zwischen Wunsch und Wirklichkeit finden. So schafft ihr es trotzdem innerhalb eures Budgets zu bleiben und könnt am Ende dennoch glücklich über euer neues Zuhause zu sein. Wie sich die Kosten für den Architekten beim Hausbau auf Grundlage der HOAI berechnen lassen, erfahrt ihr weiter unten im Text.

Zusatzkosten können unter Umständen noch durch die schlechte zeitliche Kalkulierbarkeit der Bauphase anfallen. Wenn ihr vorher zur Miete wohnt, müsst ihr den Vertrag schließlich irgendwann kündigen. Die Gefahr besteht, dass das neue Haus zum Ende der Mietzeit noch nicht bezugsfertig ist.

5. Gute Architekten zu finden ist schwierig

In eurem Kopf ist euer Traumhaus schon fertig geplant? Es soll aus Holz sein und eine Solaranlage auf dem Dach haben. Jetzt braucht ihr einen Architekten, der eure Idee in die Realität umsetzt. Doch wo findet ihr diesen? Einen passenden Architekten zu finden, ist heute gar nicht so einfach, so Reinhold-Postina. Denn viel Gewinn machen Architekten mit dem Bau von Eigenheimen in der Regel nicht.

Damit ihr sicher sein könnt, dass euer ausgewählte Architekt auch Erfahrung im Bau von Häusern für Familien hat, hilft ein Blick auf die Website des Architekten. Um erstmals einen Überblick über Architekten in eurer Region zu erhalten, hilft euch die Seite der Architektenkammer des betreffenden Bundeslandes.

Wer längerfristig plant und noch Anregungen sucht, so die Bauherrenberaterin, könne sich auch am Tag der Architektur schlau machen. Dort ermöglichen öffentliche und private Hausbesitzer einen Blick in ihr Domizil. Für das bundesweite Angebot gibt es auch eine App.

Was kostet ein Architektenhaus?

Wie hoch die Gesamtbaukosten eines Architektenhauses ausfallen, lässt sich pauschal nicht beziffern. Generell könnt ihr aber davon ausgehen, dass ihr für Planung und Bau eines Architektenhauses tiefer in die Tasche greifen müsst als für ein vorgeplantes Fertighaus.

Die Gesamtkosten für ein Haus setzen sich grundsätzlich zusammen aus:

  • Grundstückskosten (inklusive Erwerbsnebenkosten wie Maklerkosten, Notarkosten und Grunderwerbssteuer)
  • Erschließungskosten
  • Kosten für Außenanlagen
  • Kosten für einen Keller
  • Einrichtungskosten
  • Baukosten
  • Zusatzkosten durch zeitliche Verzögerungen

Bei einem Architektenhaus kommen natürlich auch noch die Kosten für den Architekten hinzu. Diese werden anhand der bereits genannten Honorarverordnung für Architekten (HOAI) bemessen. Die HOAI ist in neun unterschiedliche Leistungsphasen eingeteilt, beginnend bei der Grundlagenvermittlung (1) bis hin zur Objektbetreuung (9). Sie werden prozentual an den anrechenbaren Baukosten bemessen. Anfallende Baunebenkosten werden dabei aber nicht berücksichtigt.

Überblick, der Leistungsphasen von Architekten gemäß HOAI 2021

Wie hoch das Architektenhonorar letztendlich ausfällt, ist abhängig von:

  • Höhe der anrechenbaren Baukosten: Je höher sie ausfallen, desto höher fällt das Architektenhonorar aus. Im Schnitt beträgt es 15 Prozent der Bausumme.
  • Leistungsumfang: Je mehr Leistungsphasen ihr beauftragt, desto höher die Kosten für den Architekten.
  • Projektaufwand: Sonderwünsche können die Kosten für den Architekten schnell in die Höhe treiben.

So spart ihr beim Architektenhaus

Es gibt natürlich auch Einsparpotenziale beim Bau eines Architektenhauses, um die Kosten zu reduzieren:

  • Den Architekten nur für einzelne Leistungsphasen beauftragen. Je weniger, desto günstiger wird es in der Summe.
  • Plant euer Architektenhaus als Effizienzhaus, inklusive Photovoltaikanlage auf dem Dach. Dann könnt bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Förderkredite mit attraktiven Konditionen und hohen Tilgungszuschüssen beantragen. Mehr Infos dazu findet ihr in unserem Artikel: Staatliche Förderung für Bauherren 2023.
  • Verwendet kostengünstigere Materialien und zum Beispiel keinen Marmor.
  • Verwendet Standardmaße für Türen und Fenster. Alle Sonderanfertigungen gehen ins Geld.
  • Überlegt euch genau, wie viel Wohnfläche ihr wirklich braucht. Je größer die Fläche, desto höher am Ende auch die Heizkosten.
  • Ein Keller wirklich notwendig? Wenn ihr auf einen Keller verzichten könnt, spart ihr 15.000 bis 20.000 Euro.

Für wen sich ein Architektenhaus lohnt

Ein Architektenhaus kostet viel Zeit und ist deutlich teurer als ein schlüsselfertiges Haus. Habt ihr ein Grundstück, für das es kein Bebauungsplan gibt, was ungünstig geschnitten ist oder fordert die Gemeinde, dass der Baustil sich an die vorhandene Umgebung anpassen muss, ist die Planung mit einem Architekten sinnvoll.

Wer sein Traumhaus bei einem Fertighausanbieter findet und auf einem unproblematischen Grundstück errichten will, fährt mit der Paketlösung in finanzieller Hinsicht sicher besser. Ihr findet kein Fertighaus, das euren Vorstellungen entspricht? In diesem Fall kann ein Architektenhaus unter Umständen günstiger sein. Beachtet jedoch: Sonderwünsche, sofern überhaupt erfüllbar, sind oft teuer und erhöhen die Kosten schnell deutlich.